Das Recherche-Team: Vorstellung Michael

Wie beeinflusst uns Corona heute und wie hätte uns eine vergleichbare Pandemie früher beeinflusst?

Diese Frage haben wir uns im Laufe unserer Projektrecherche immer wieder gestellt. Deshalb wollen wir uns hier kurz vorstellen:

Ich bin Michael, seit 2004 Teil des ZEBRA-Universums und seitdem an fast allen Neuproduktionen als Akteur und kreativer Mitgestalter beteiligt.

Als gelernter Schauspieler haben mich schon immer alle Formen des experimentellen Theaters interessiert und ganz besonders bei dieser Kunstform begeistert mich die Durchlässigkeit der einzelnen Performer. Beim Stelzentheater findet man immer unerwartete, ehrliche und direkte Reaktionen des Betrachters, egal welche Sprache gesprochen wird.

Wie beeinflusst mich Corona privat?

Gewaltig! Mir geht es, wie es fast allen Menschen im Augenblick auf der Welt geht. Man könnte sagen, wir sitzen alle im selben Boot, und obwohl wir das Wasser aus dem Boot schöpfen, läuft es immer wieder voll. Es gibt individuelle Erfahrungen, die je nach Ausprägung oder Stimmungslage sich ändern. Mal denke ich, hoffentlich wach ich bald aus diesem Albtraum auf oder wann ist der Wahnsinn vorbei oder ich bin ganz gechillt, nehme den Gang raus und tue einfach nichts. Natürlich hat die Situation einen Einfluss auf mein Familienleben. Meine Frau macht gerade eine Ausbildung, zwei kleine Kinder, kleine Stadtwohnung, Homeoffice und Homeschooling. Dazu muss ich, glaube ich nichts weiter sagen. Freunde und Verwandte zu treffen, vermisse ich sehr und hoffe, dass man das bald wieder unbeschwert machen kann. Was positiv ist, ich höre wieder viel mehr Musik und entdecke für mich alte und neue Schätze.

Wie beeinflusst es mich beruflich?

Im ersten Lockdown ist einfach alles weggebrochen und das, obwohl ich mich sicher wähnte, da ich bis Dezember 2020 bereits sehr gut gebucht war. Ich hab ein kleines, breit gestreutes Netzwerk und arbeite als Schauspieler, Performer und Übungsleiter für Kinder und Jugendliche. Doch eins haben alle meine Jobs gemeinsam. Bei meiner Arbeit bin ich davon abhängig, dass Zuschauer oder Teilnehmer sich treffen und relativ nah beieinander sind. Das dies Mal zum Problem wird, habe ich nicht kommen sehen. Im Sommer und Herbst lief es dann auch wieder ganz vielversprechend bis zum erneuten Lockdown. Seitdem bin ich praktisch mit der Recherche für TakeCare beschäftigt und baue auf das Frühjahr, denn die ersten Anfragen trudeln bereits herein.

Hätte eine Corona-Pandemie mich damals in meiner Berufswahl beeinflusst?

Ein ganz klares Jein! Natürlich sehe ich die Probleme der aktuellen jungen Erwachsenen, die vor der Entscheidung stehen, wie es in ihrem Leben weiter gehen soll und deshalb weiß ich auch, wie privilegiert ich in all den Jahren war. Zwischen 18 und 30 Jahren habe ich viel ausprobiert, wie viele der Generation X und habe nach Schule, Zivildienst, Pflegehelfer (wollte mal Krankenpfleger werden) und kaufmännischer Ausbildung noch eine Schauspielschule besucht. Ich kann jetzt viel erzählen, warum und weshalb, aber letztendlich, weil ich es wollte und Lust auf Veränderung hatte. Und ich habe es nie bereut und würde auch wieder so entscheiden. Die Zeiten für Schauspielerei sind immer schwierig gewesen und man sucht sich diesen Job ja nicht aus, um es einfach zu haben. Aber vielleicht hätte ich doch Krankenpflege gelernt und so den Applause vom Balkon erhalten.